Jedes Ende bedeutet zugleich einen neuen Anfang. Am Ende des Zweiten Weltkriegs lag die Stadt Rüsselsheim in Trümmern: Große Teile des Opelwerks waren zerstört und auch das Gebäude der Rüsselsheimer Volksbank war bei den Bombenangriffen schwer beschädigt worden. In einem notdürftig wieder instand gesetzten Bankgebäude in der Bahnhofstraße und mit einem Kassenbestand von nur 8,75 DM starteten die Bankmitarbeiter in die Nachkriegszeit.
Obwohl die Spareinlagen geschmolzen waren und die leihweise Erstausstattung über das Landeszentralbankguthaben mit etwas mehr als 50.000 DM nicht gerade üppig ausfiel, stand für die Verantwortlichen sofort fest: Die Förderung des Wiederaufbaus hat oberste Priorität.
Jedes der 479 Mitglieder bekam von der Volksbank schnell und unbürokratisch einen Blankokredit in Höhe von 500 DM zur Verfügung gestellt. Heinrich Schmuck, einer der damaligen Direktoren, sagte später, dass dieser Kredit dringend notwendig gewesen war, damit „in Rüsselsheim überhaupt einmal wieder gewirtschaftet wurde …“
In enger Verbindung mit der Stadtverwaltung sorgte die Rüsselsheimer Volksbank für eine Wiederbelebung der Bautätigkeit und half mit finanziellen Mitteln bei der Beseitigung von Kriegsschäden.
Die Wohnungsnot in Rüsselsheim, das im Krieg Gebäudeschäden von insgesamt 45 Prozent erlitten hatte, konnte mit Hilfe von Zwischenkrediten auf abgeschlossene Bausparverträge bereits in den Jahren 1950 und 1951 deutlich gemindert werden.
Zum 100-jährigen Jubiläum zog die Bank dann eine herausragende Bilanz: Die Rüsselsheimer Volksbank hatte seit 1948 rund 8.000 Kredite in Höhe von rund 70 Millionen DM bewilligt und damit den Bau von 3.400 Wohnungen für etwa 10.000 Einwohner in Rüsselsheim ermöglicht.