Es war das Jahr der „armen Millionäre“, die so reich waren und sich trotzdem nichts kaufen konnten; denn sie waren nur papierreich, nicht steinreich – ein Paradoxon des Jahres 1923, das heute schwer vorstellbar ist.
Im Inflationsjahr 1923 konnte jeder Trinkgelder oder Almosen in Millionenhöhe verschenken, der Beschenkte freute sich zumeist aber trotzdem nicht darüber. Denn selbst mehrere Millionen Mark waren zu wenig, um ein einziges Ei zu kaufen. Dieses kostete im Dezember 1923 nämlich astronomische 210 Milliarden Mark.
Oder man hatte gerade einige Billionen in der Tasche, aber kein Händler wollte dieses Geld annehmen, weil es kein Reichsgeld war, sondern Gutscheine der Separatisten über einen entsprechend hohen Betrag – aber ohne jegliche Deckung und Garantie zur Einlösung durch die verantwortlich zeichnende Stelle. In Restaurants konnte sich die Zeche während der Mahlzeit verdoppeln. Kriminelle stahlen nun nicht mehr nur Geldbörsen, sondern durchsuchten ihre Opfer nach Wertsachen und rissen ihnen sogar Goldzähne heraus. Pfarrer hielten den Kirchgängern für die Kollekte nach den Gottesdiensten einen Wäschekorb hin.