Die Gründung und die erste Generalversammlung

Doch gerade Handwerker und Gewerbetreibende sahen sich bei der Kreditbeschaffung immer mehr Wucherern ausgesetzt und suchten neue Möglichkeiten zur günstigen Geldbeschaffung. Schließlich griffen sie den Gedanken der Genossenschaftsgründung von Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen auf: der Selbsthilfe auf Gegenseitigkeit.

Und so wurde für Mittwoch, den 1. April 1863 unter dem Namen Rüsselsheimer Spaar- und Vorschußverein (Spaar entsprach der damaligen Schreibweise) zur ersten Generalversammlung in das Gasthaus Zum Löwen eingeladen, nachdem es bereits in der Umgebung zur Gründung von Vorschußvereinen gekommen war.

1863-Stuttmann-erster-Vositzender

Ferdinand Stuttmann, erster Vorsitzender

Die Chronik von 1913 nennt den Fabrikanten Ferdinand Stuttmann als den ersten Vorsitzenden. Unterlagen darüber sind nicht mehr vorhanden, man darf aber annehmen, dass er zu den maßgeblichen Initiatoren zur Gründung des Spar- und Vorschußvereins gehörte.

In den ersten Statuten des Sparvereins wird das Stammkapital eines Mitgliedes auf 50 Gulden festgesetzt, während das Eintrittsgeld einen Gulden beträgt. Bis zur Volleinzahlung des Stammkapitals hat jedes Mitglied einen wöchentlichen Beitrag von sechs Kreuzern zu leisten; auch das Eintrittsgeld ist in wöchentlichen Raten aufzubringen. Jedes Mitglied kann gegen Sicherheit einen Vorschuss aus der Vereinskasse beanspruchen – je nach Kassenlage – jedoch nicht unter fünf und nicht über 200 Gulden. An Zinsen waren jährlich fünf Prozent und für Provision 0,25 Prozent pro Monat zu entrichten. Jedes Mitglied hat das Recht, ein Konto mit oder ohne Kredit zu eröffnen.

Zunächst musste noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. So wurde im Juni öffentlich aufgerufen, Sparmitglied zu werden und sich bei Lehrer Solz zu melden.

„Zugleich wird zur Kenntniss gebracht, daß die Vereinskasse von jetzt an kleinere und größere Kapitalien verzinslich entgegennimmt.“

Schon am 11. Oktober, ein halbes Jahr nach der Vereinsgründung, wurde in einer weiteren Generalversammlung der Geschäftsbericht erstattet. Nicht nur Mitglieder waren dazu willkommen. In der Einladung heißt es:

„Auch Solche, welche nicht Mitglieder des Vereins sind, werden zu dieser Versammlung eingeladen, denn da über den Zweck und den Geschäftsgang des Spaar- und Vorschußvereins vielfach irrige Meinungen circuliren, so ist gerade diese Generalversammlung am geeignetsten, um solche Irrthümer zu berichtigen.“